Heute beginnt der Rest meines Lebens. Das habe ich heute Nacht um 2.45 Uhr gedacht. 30 Jahre bin ich jetzt alt und das ist echt noch kein Alter.
Das ganze Leben liegt noch vor mir und so Gott will, habe ich noch ein paar Jahre zu leben und kann ihn verherrlichen.
Ich bin ein Mensch, der ständig neue Pläne schmiedet. Schaut, wie das nächste Abenteuer aussieht, auf das ich gehen kann. Das Gras ist auf der anderen Seite grüner. Das führt oft dazu, dass ich mich in der Situation, in der ich gerade bin, beschränkt fühle, sie nicht genießen kann und schon wieder an das Kommende denke. Ich will lernen im Hier und Jetzt zu sein. Dankbar und fröhlich, trotz der Umstände.
Gleichzeitig verschafft mir meine Art einen positiven Blick für die Zukunft und Gott hat einen unumstößlichen Glauben und eine auf ihn gegründete Hoffnung in mein Herz gelegt, die ich weitergebe möchte. Denn Hoffnung kann man gerade in diesen Zeiten besonders brauchen.
Der Krieg, die Klimakrise, Corona, wirtschaftliche Unsicherheiten und dann noch die persönlichen Umstände, in denen wir leben - all das kann uns bedrängen und den Blick von den schönen Dingen des Lebens ablenken. Es gibt so viel wofür es sich zu leben lohnt. Trotz der Umstände.
Die Welt ist endlich. In jeglicher Hinsicht. Und wir sind es auch. Das wird vielen, gerade jungen Menschen, in dieser Zeit bewusst. Und eben deshalb braucht es Dich und Mich, die wir etwas haben, das größer ist, als alles in dieser Welt.
Glaube, Hoffnung und Liebe.
Was bisher geschah...
Seit der Schulzeit bin ich schon auf der Suche. Auf der Suche nach meinem Platz im Leben. Nach dem Abitur habe ich zwei Jahre lang gejobbt und verschiedene Dinge ausprobiert. Ich wollte leben und lernen und wusste nicht, was mein Ziel war und wohin es gehen sollte. Leider lebte ich in dieser Zeit nicht besonders verantwortungsbewusst oder sparsam. Ich machte Schulden. Und ich kam in die Gemeinde. Dort lernte ich Menschen kennen, die mich annahmen, wie ich war. In deren Gemeinschaft ich Lebendigkeit spürte, wie sonst nirgendwo. Und ich sah, dass sie etwas besaßen, das ich auch wollte - Zufriedenheit, ein Zuhause, Freude.
Ich entschloss mich einen ersten verantwortungsvollen Schritt zu gehen und mein Leben Jesus zu übergeben, indem ich mich öffentlich taufen ließ. Das hat alles verändert. Und ich dachte, wenn ich das jetzt gemacht habe, dann muss ich jetzt auch Verantwortung für die restlichen Bereiche meines Lebens übernehmen.
Also entschied ich mich 2013 für ein Studium bei der Sächsischen Landespolizei und begann den Weg in den gehobenen Polizeidienst. Mit dem ersten Tag erhielt ich Geld und konnte meine Schulden bezahlen. Ich versuchte in vielen Punkten verantwortungsvoller zu werden und mir Mühe zu geben. Alles aus eigener Kraft. Was ich nicht wusste, war, dass das so mit Jesus nicht funktioniert.
Umkehr beginnt immer mit der Erkenntnis, dass man Sünder ist. Das hatte ich im Kopf schon verstanden, aber ich hatte es nicht tatsächlich begriffen. Und es kam wie es kommen musste, ich fuhr in den nächsten zehn Jahren mein Leben gegen die Wand. Und ich bin so dankbar dafür. Denn wäre das nicht passiert, hätte Jesus mich nicht aus der Finsternis holen können. Wäre das nicht passiert, wäre ich nicht an dem Punkt, an dem ich jetzt bin. Frei, in Beziehung mit dem wunderbaren Gott, ehrfurchtsvoll und demütig und voll Freude trotz der Umstände.
Um das hier kurz klar zu stellen, ich leide noch immer unter den Nachwehen des Mauercrashs, vieles in meinem Leben ist auch jetzt noch im Chaos, Trümmer liegen um mich herum, ich habe körperliche und seelische Schmerzen, doch die Mauer hat nun ein Loch und ich sehe, was dahinter liegt. Da ist so viel mehr. Hoffnung.
Und diese Hofffnung erfüllt mich mit einer Zuversicht, die niemals enden wird. Ich habe Zugang zu wahrem Frieden, tiefer Freude und Trost.
Warum "I do it my way"?
Jahrelang habe ich versucht die Ratschläge anderer zu beherzigen, den "richtigen" Weg zu gehen und habe mich doch immer dadurch beschränkt und unterdrückt gefühlt. Ich wollte ausbrechen und konnte es doch nicht. Heute bin ich frei. Denn ich habe nun den richtigen Weg gefunden. Jesus ist der Weg, er ist die Wahrheit und das Leben. Und diesen Weg gehe ich und werde niemals davon abkommen, denn ER hält mich auf der Strecke.
Das hat mir geholfen zu verstehen, wie wertvoll ich bin und dass ich, so wie ich bin, gewollt bin. Mit all dem augenscheinlichen Chaos, dem riskanten Verhalten und den wechselhaften Interessen - Sicht der Welt. Ich kann mich nun mit Gottes Augen sehen. Das "Chaos" ist mein Weg, die Dinge anzupacken, das Risiko ist Mut und das wechselnde Interesse ist eine Stärke, denn so kann ich in jedem Menschen, die Schönheit entdecken, die Gott in ihn hineingelegt hat.
Ich werde nun also wieder auf diese Stärken zurückgreifen und meine Schwächen in Gottes Hände legen. Er wird mich nicht scheitern lassen, auch wenn es von außen vielleicht so aussehen mag.
Ich bin zur Polizei gegangen, weil ich dachte, dass ich endlich Verantwortung für mein Leben übernehmen und mich auf etwas festlegen muss. So machen das Erwachsene doch?! Ja. Doch worauf ich mich festgelegt habe, ist Jesus.
Alles andere, darf ich so gestalten, wie ich das tun möchte. Es ist meine freie Entscheidung. Und die Möglichkeiten sind zahlreich in den liebevoll gesteckten Grenzen des Herrn.
Ich habe beschlossen die Polizei zu verlassen. Heute werfe ich mein Kündigungsgesuch ein. Ich habe schon tausend kleine und große Pläne, wie es dann weitergehen kann und könnte. Und ich werde einige Dominosteine anstoßen. Ich bin gleichzeitig aber im Gebet vor Gott und lege ihm mein Leben hin. Ich lasse ihn die Türen schließen und öffnen und werde die Kontrolle an ihn abgeben. Wenn sich eine Tür schließt, gehe ich daran vorüber zur nächsten. Wenn sich eine öffnet, werde ich sie nehmen, wenn ich es will und ich werde solange in diesem Raum bleiben, wie ich es für angemessen erachte. I do it my way - mit der Weisheit Gottes als Ratgeber.
Was jetzt ansteht...
Ich habe im Mai 2019 angefangen Theologie im berufsbegleitendem Studium am Martin-Bucer-Seminar zu studieren. Damals wusste ich noch nicht, was das Ziel dieses Studiums sein sollte. Ich wollte nicht Pastorin werden. Ich wollte Gemeindearbeit machen. Darin geht mein Herz auf. Ich wollte Neues über Gott lernen. Da ich ohne Gemeindeunterricht oder ähnliches aufgewachsen bin, hatte und habe ich da einiges nachzuholen, was für Kinder frommer Familien zum Allgemeinwissen gehört.
Zur gleichen Zeit war ich mit meinem zweiten Kind schwanger und nun zum September 2012 endet die dreijährige Elternzeit. Da ich nicht alleine bin und Verantwortung für die Versorgung meiner Kinder trage, brauche ich natürlich eine Einkommensquelle. Die oben genannte Freiheit soll nicht zu Gedankenlosigkeit und Risikofreude führen, sondern ich möchte verantwortungsvoll in Gottes Sinne handeln. Also, indem ich ihn mit meinem Leben ehre, anderen Herren in meinem Leben abschwöre und mich selbst wie andere liebe.
Selbstliebe ist dabei nicht mit Selbstsucht zu verwechseln. Es geht um Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, die eigenen Grenzen zu sehen und einzuhalten und gleichzeitig meine Fähigkeiten und Stärken wahrzunehmen und zu nutzen. Für Gott, für mich und für andere. Im Einklang und in einer gesunden Balance.
Mein Wunsch ist es mit erwachsenen Menschen das Evangelium zu besprechen. Das kann man auf so vielfältige Weise und in so viele Jobs tun. Daher habe ich mich in den letzten Jahren mit meinen Fähigkeiten und Stärken auseinander gesetzt, in der Gemeinde einen Raum gefunden, in dem ich verschiedene Dinge ausprobieren konnte und mit Gott darüber gesprochen, wo er mich haben will.
[spätere Anmerkung der Autorin, 19.01.2025: Mittlerweile distanziere ich mich bewusst vom Enneagramm und spreche keine Empfehlung mehr aus - eine ausführlichere Begründung dazu findest Du hier]
Hilfreiche Werkzeuge in diesem Selbstfindungsprozess waren das Enneagramm von Andreas Ebert und Richard Rohr sowie das Modell des fünfältigen Dienstes von Dr. Stefan Vatter. In ersterem geht es um die Wurzelsünde, die unser Leben bestimmt und derer wir blind sind. Ein sehr gutes Buch, das man auch zum Selbststudium nutzen kann, findest Du unter dem Link oben. Auf der oben verlinkten Infoseite von AHELP kannst Du Dir die ersten Grundlagen zum fünffältigen Dienst anlesen. Auch dazu gibt es ein Buch, das Du hier finden kannst.
(Die Links sind keine affiliate Links. Ich verdiene kein Geld daran, wenn Du dort einkaufst.)
Ursprünglich wollte ich weiter Theologie studieren und ab Oktober 2022 in den Dualen Studiengang wechseln. Dafür benötigt man allerdings eine Praktikumsstelle in einer Gemeinde. Die Gemeinde, der ich derzeit angehöre, die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten) Leipzig hat dies zunächst im vergangenen Monat abgelehnt. Das respektiere ich. Nun würde für mich die Option bestehen mir eine andere Gemeinde zu suchen. Das kommt aktuell für mich noch nicht infrage, ich bin aber offen dafür.
Da mir die Menschen in meiner Gemeinde am Herzen liegen und ich in einige Dienste sehr stark eingebunden bin, habe ich nach anderen Wegen Ausschau gehalten, weiterhin Theologie zu studieren und das gleichzeitig mit der Praxis verbinden zu können. Ich habe dabei in einem Gespräch mit einer bekannten Studierenden gehört, dass das Lehramtsstudium an der Universität Leipzig fast ein ganzes Theologiestudium ist. Was für fantastische Neuigkeiten, dachte ich!
Ich habe nie ernsthaft daran gedacht Lehrerin zu werden. Deshalb habe ich mich damit in den letzten Wochen intensiv beschäftigt und bin dabei eben auch auf das Modell des funffältigen Dienstes gestoßen. Dazu gehört auch der Dienst des Lehrers. Ich finde mich in der Beschreibung dieser Berufung wieder und werde nun diesen Weg beginnen. Im Mai bewerbe ich mich an der Universität Leipzig für ein Lehramtsstudium an berufsbildenden Schulen für die Fächer Wirtschaft/Verwaltung und Evangelische Religion, perspektivisch überlege ich als drittes Fach noch Englisch zu belegt, aber das erst später.
Einen Weg, den ich schon lange im Herzen tragen, ist irgendwann mal im Ausland in einem Dritte Welt Land mit Bedürftigen zu arbeiten und dort das Evangelium weiterzugeben. Das als Lehrerin zu tun, kann ich mir sehr gut vorstellen.
Wir werden sehen, wohin Gott mich führt. Ich bin dankbar für alles, was ich bis hierhin erleben durfte.
Wenn Du mehr von meinem Weg lesen möchtest, schau gerne regelmäßig in diesen Blog. Ich freue mich immer über Nachrichten an die unten angegebene Emailadresse, seien es Gebetsanliegen, Kritik oder andere Anregungen.