Den letzten Blogeintrag schrieb ich im Mai und nun haben wir September. Es hat sich einiges verändert und ich bin sehr dankbar.
Aber von Anfang an...
Ich liebe die Gemeindearbeit. Als ich mich vor einiger Zeit aus dem Theologiestudium exmatrikulieren ließ, dachte ich schon, ich bin am Ende des hauptamtlichen Weges angekommen und müsse jetzt nach etwas anderem suchen. Ich war traurig und etwas verzweifelt. Also klagte ich Gott mein Leid und fragte ihn, was er sich denn für mich vorstellte, wenn diese Tür nun zu sei. Er legte mir das Wort "Familiendiakonin" aufs Herz und ich war verwirrt. Friedlich, aber verwirrt. Ich hatte den Anfang des roten Fadens gefunden, den Gott für mich ausgelegt hatte.
Ohne irgendeine Vorstellung davon, was eine Diakonin sein könnte, gab ich mich mit der Antwort erst einmal zufrieden.
Als ich dann im Mai 2022 auf dem Bundesrat des BEFG in Kassel war, traf ich einen lieben alten Bekannten, der an der Theologischen Hochschule in Elstal als Dozent arbeitete. Es war eine ziemlich kuriose Begegnung, weil wir uns auf einer Treppe im Vorbeigehen begegneten und er mich spontan fragte, ob ich bei ihnen studieren wollen würde. Ich konnte mir das gut vorstellen, was bei ihm viel Freude auslöste. Ich dachte in diesem Moment weiterhin an das klassische Theologiestudium und dass ich nochmal von vorn anfangen müsste. Ich war mir nicht sicher, ob ich das schaffen würde.
Denn am Anfang sah es gar nicht danach aus, dass die TH überhaupt für mich infrage kommen würde. Meine Ehe war zerrüttet, meine finanzielle Lage unterirdisch, abgesehen von meinem emotionalen Befinden, und dann befand sich die TH Elstal natürlich noch in einer anderen Stadt. Von meinem Blickwinkel aus, gab es da nicht mal einen Weg rein. Wer hätte gedacht, dass Gott diesen Weg tatsächlich zu einem Ziel führen würde?
Es verging einige Zeit und Anfang des Jahres 2023 kam mir wieder der Gedanke, dass Gott mich ja zur Familiendiakonin berufen wollte. Ich fragte mich, was das bedeutete Diakonin zu sein und forschte nach. Ich fand verschiedene Artikel dazu, Erklärungen des Begriffs, Bibelverse und dann landete brachten mich Recherchen schlussendlich auf die Seite der Theologischen Hochschule Elstal, wo der Master Diakonie und Sozialtheologie ausgeschrieben wurde. Außerdem fand ich das Dokument „Der diakonische Dienst als geistliches Amt im BEFG“ und damit Klarheit darüber, was der Gedanke hinter dem Diakonenamt ist.
Zwei Dinge sprachen mich dabei besonders an:
1) Die geistliche Dimension der Diakone wird als „Im Auftrag des Herrn unterwegs..“ beschrieben und ihr Dienst dient der Verkündigung der Liebe Gottes in Wort und Tat. Ich könnte mir nichts schöneres als das vorstellen, denn genau dahin möchte ich in meinem Leben kommen.
2) Diakone arbeiten „auf der Grenze“ zwischen Gemeinde und Gesellschaft. Wie Gott es wollte, ist die Geschichte meines Lebens genau die, dass ich mich immer auf der Grenze zwischen zwei Wirklichkeiten befand. Das habe ich lange als Leid empfunden, doch nun erkenne ich, dass Gott mich damit vorbereitet hat, genau diesen Dienst zu tun. Das Gefühl der Zerrissenheit, was ich immer empfand, wird durch Jesus verwandelt und ich kann zu einer Brücke werden, die zwei Gefilde miteinander verbindet und damit Zugang schafft.
Ich kontaktierte den Verantwortlichen, besuchte das Schnupperstudium und Gott ebnete den Weg immer weiter bis heute.
Heute wohne ich auf dem Campus, habe mich hier eingewöhnt und warte auf den Studienbeginn am 11. Oktober. Den Schritt der Veränderung zu gehen, habe ich nur geschafft, weil ich Gott vertraut habe, noch bevor klar war, dass das hier möglich ist, noch bevor ich eine Vorstellung davon hatte, was das bedeuten und wie es aussehen würde.
Gott zu vertrauen ist der Schlüssel für den guten Weg. Ich kann nur dazu ermutigen. Gott ist groß und ich bin sehr dankbar, hier zu sein.
Mir ist bewusst, dass ich auf diesem Weg noch viel zu lernen habe, doch was ich mitbringe, ist ein Erfahrungsschatz, den sonst niemand auf diese einzigartige Weise erlangt hat, ein Herz für Jesus und Menschen am Rande der Gesellschaft und ein Herz für die Gemeinde, der ich meine Gaben widmen möchte.
Vom Studium erwarte ich mir nun das nötige Handwerkszeug, noch etwas Schliff an den Punkten, an denen ich eigensinnig die Grenzen ausreizen möchte und eine fundierte Lehre, damit ich mündig werde, Antwort zu geben auf Fragen zum Wort Gottes. Ich freue mich auf das Studium, die gemeinsame Zeit mit anderen Lernenden und den Lehrenden und vor allem darauf Gott jeden Tag ein bisschen mehr kennen zu lernen und ihm näher zu kommen.