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Probleme und Lösungen

Wie unendlich dankbar ich bin, endlich hier zu studieren. Nicht wegen des Studiums, nicht wegen der Berufsperspektive, sondern wegen des Ankommens auf dem Weg, der mich auf dem "Karrierepfad" zum Ziel bringt. Ich weiß nicht, ob Du das nachvollziehen kannst?

In unserer Gesellschaft ist der Job superwichtig und Teil der Identität. Wenn man jemanden neu kennenlernt und denjenigen fragt: "Was machst du so?", dann antworten die meisten Menschen mit ihrem Job oder beziehen die Frage zumindest darauf. Die wenigsten Menschen wollen da von den Hobbys hören oder an welcher Stelle geistlichen Wachstums man sich gerade befindet. Es geht um Arbeit. Und das kommt aus der gesellschaftlichen und kulturellen Prägung unseres Landes und unserer Geschichte.

 

Jedes Mal, wenn dieses Thema also seit meinem Abitur aufkam, kam in mir ein Gefühl von Scham hoch - kein vereinnahmendes, aber ein präsentes. Ich habe schon immer gewusst, dass ich nur das arbeiten möchte, was mich glücklich macht. Dabei habe ich Glück als etwas komplexeres empfunden als einfache Zufriedenheit. Glück ist für mich ein Gesamtkonzept. Es ist Zufriedenheit trotz widriger Umstände, trotz dessen, was gerade schief läuft und nervt. Es geht um Pathos. Mich faszinieren Menschen, die mit ganzer Seele Tischler sind oder Bäcker oder Schriftsteller. Deren Wesen sich im Sein ihrer Arbeit widerspiegelt. Und ich wollte auch immer Sein.

 

Deshalb war mir klar, dass jeder Job, den ich mache eben ein Job ist und nicht meine Arbeit. Und bei jedem neuen Job habe ich geprüft, wird das meine zukünftige Arbeit. Ich hatte natürlich Idealvorstellungen von einigen Jobs, die dann beim Ausprobieren ernüchtert wurden. Und ich hatte Visionen, was Großes daraus werden könnte, die durch äußere Umstände begrenzt wurden und nicht umsetzbar waren. Trotz der Umstände war nie etwas dabei, was mich zum Bleiben animierte.

 

Und dann entschied ich mich für Jesus und alles veränderte sich. Ich wollte für die Gemeinde arbeiten, denn in dieser Gemeinschaft fühlte ich mich zum ersten Mal richtig Zuhause und all die Liebe, die mir entgegen kam, war es wert trotz widriger Umstände dabei zu bleiben. Und die widrigen Umstände kamen (und herrschen noch immer vor).

Denn wenn man sich für ein Leben mit Jesus entscheidet, wird es nicht bequem, sondern anders herausfordernd.

 

Jetzt kann ich Sein. Und in diesem Sein hat Gott mir den Weg eröffnet, den er für mich bestimmt hat. Und dafür bin ich sehr dankbar.

 

Vieles ist für mich aber trotzdem schwer...

 

Der Umzug in einen neuen Ort war anstrengend, vieles in der Wohnung ist noch nicht, wie ich es für den Lebensalltag brauche.

 

Meine Tochter vermisst ihre Familie, hat Verlustangst entwickelt und geht nicht gerne in den neuen Kindergarten, sodass ich regelmäßig darüber nachdenke alles abzubrechen und wieder nach Leipzig zurückzukehren.

 

Über den Herbst und Winter waren wir oft krank und das war natürlich auch eine Herausforderung für die Teilnahme am Studium, sodass ich einige Vorlesungen kürzen musste.

 

Es hat sich herausgestellt, dass ich vermutlich eine schwerwiegende Erkrankung habe, die mein Leben bisher unbekannt einschränkte und auch weiterhin einschränken wird.

 

Und trotzdem weiß ich genau, dass dies der richtige Weg für mich ist. Und das lässt mich weitermachen, durchhalten, es nicht hinschmeißen. Und das nicht auf eine sture ich-beiß-mich-da-durch-und-habe-am-Ende-ein-Burnout-Weise. Sondern ich fühle mich frei darin hier zu sein, trotz aller Schwierigkeiten und Widrigkeiten.

 

"Der Herr aber ist der Geist;

und wo der Geist des Herrn ist,

da ist Freiheit."

2. Korinther 3,17

 

Und deshalb weiß ich, dass es so gewollt ist, und dass der Rest einfach das Leben ist, wie es ist. Mit allen Herausforderungen, Anfechtungen und Zweifeln. Und was ich in den letzten Jahren noch gelernt habe, ist, dass das, wo ich selbst durch musste, oft anderen zur Hilfe werden kann.

 

"Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis, damit wir auch trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott."

2. Korinther 1,3-4

 

Manchmal ist die Lösung für ein Problem also nur, dass man durch eine Situation mit Gottes Hilfe hindurch geht. Für mich haben sich da folgende Dinge etabliert:

  • Beten - ja, man hört es immer wieder, aber es ist so wichtig, einfach vor Gott alles auszusprechen, was man so denkt - dann sagt man es beispielsweise nicht anderen, mit denen es zum Konflikt führen würde - ich bete dann in Form von Anrufungen, oft schreibe ich auch Briefe oder kurze Textnachrichten an Gott, manchmal ist es mehr eine Klage wie ein Kind sich bei seinem Vater ausweint und oftmals ein einfaches Gespräch unter Freunden
  • Singen - ist auch eine Form des Gebets, aber für mich noch mehr ein Ausdruck von Anbetung und Vertrauen - es hilft mir mich Gott hinzuwenden und auf eine andere Weise auszudrücken, was ich empfinde - oft ermutigen mich diese Lieder und Texte dann auch wieder selbst
  • Bibeltexte lesen - auch das ist ein Klassiker, aber auch das ist hilfreich und kann eine Form von Gebet sein - ich lese kleine Abschnitte oder suche in der Konkordanz oder meiner Bibelapp nach bestimmten Worten oder Themen - es hilft mir auch mal einen der kurzen Briefe zu lesen, besonders den Philipper- und Hebräerbrief
  • Malen - manchmal ist es nur Gekritzel, manchmal suche ich mir ein Bild im Internet aus und zeichne es nach, oftmals schreibe ich Bibelverse auf eine kreative Art und Weise oder einen Bibel- oder Liedtext ab und male dazu passende Piktogramme

Bei jeder Methode geht es um eine persönliche Hinwendung zu Gott. Mein "normales" Verhalten wäre Flucht - meist in YouTube und Instagram-Videos - und deshalb versuche ich etwas zu machen, was direkt mit Gott zu tun hat.

 

Es passiert mir auch noch immer wieder, dass ich Instagram-Videos binge, aber ich habe vor einiger Zeit meine Liste der Seiten gereinigt, denen ich folge, sodass ich hauptsächlich christlichen Usern und Pages folge, sodass mir dort auch immer wieder Bibelverse und Inhalte begegnen, die mich da wieder rausholen können. Außerdem hab ich meine Speichern-Liste mit ermutigenden Inhalten gefüllt, die ich mir dann auch anschauen kann.

 

In jedem Fall ist eine Flucht vor Gott nie eine gute Idee, denn sie führt nur in ein tiefes Loch - oder in den Bauch eines Tieres wie bei Jona ;] - deshalb ist meine neue Strategie zu Gott hin zu fliehen. Das ist gut und hilfreich.

 

Wenn Du mehr von meinem Weg mit Jesus lesen willst, dann schau gerne regelmäßig in diesen Blog und gern auch auf Instagram vorbei.