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Eine Zeit des Wartens.

Worauf wartest Du?

Auf Jesus? Auf Weihnachten? Auf´s Wochenende? Auf den Feierabend?

Ich warte auf meinen Scheidungstermin.

 

Als vor ein paar Jahren meine Ehe, verursacht von mir selbst, zerbrach, war mir nicht bewusst, wie lange der Prozess dauern würde, bis das Thema tatsächlich abgeschlossen ist. Mittlerweile weiß ich, dass das nie passiert. Es wird mich mein Leben lang begleiten.

Das bedeutet aber nicht, dass ich mein Leben lang darunter so sehr leiden werde, dass es meinen Alltag durcheinander wirft. Doch ich werde mein Leben lang darüber trauern. Denn mit dieser Eheschließung war ja auch eine Hoffnung verbunden.

 

Mittlerweile weiß ich, dass meine damalige Hoffnung falsch begründet war. Das Ideal der unzerstörbaren Ehe war für mich das Ziel allen Strebens. Doch nur eine Ehe, die tatsächlich im Herrn geschlossen wird und darin bleibt, hat Bestand. Viele Ehen werden auf einem ganz anderen Grund gebaut und stürzen irgendwann ein. Das habe ich in den letzten zwei Jahren meiner Zusammenarbeit mit Lieben-Scheitern-Leben von Campus für Christus in etlichen Beispielen erlebt.

 

Die Teilnahme an dem Kurs zur Aufarbeitung von Scheidung und Trennung hat mir sehr gut getan, weil ich mich mit anderen Betroffenen austauschen konnte und ich kann das nur jedem empfehlen, der so eine schwere Zeit durchmachen muss. In dem Kurs wird nicht unterschieden, ob man selbst Schuld am Scheitern ist oder Verlassen wurde. Es wird klar Vergebung ausgesprochen und am inneren Frieden gearbeitet. Es wird aufgedeckt, was zerbrochen ist und der Heilungsprozess liebevoll begonnen.

 

Und nun warte ich darauf, dass diese Ehe auch vor dem deutschen Staat als zerrüttet erklärt wird.

Das ist für mich ehrlich gesagt wirklich schlimm. Ich weiß, dass es vermutlich nicht vergleichbar ist, aber ich fühle mich Jesus auf dem Weg zum Kreuz sehr nahe. Ich bete, dass dieser Kelch an mir vorüber gehen mag, gleichzeitig weiß ich, dass das Kommende unausweichlich ist. Dafür bin ich dankbar und leide trotzdem sehr. Es erinnert mich auch an die anstehende Geburt eines Kindes. Frau weiß, dass es kommt, man fürchtet sich davor, gleichzeitig ist man dankbar, dass der Abschluss der Schwangerschaft bald naht. Eine wunderbar, schreckliche Erfahrung.

 

Zum Studium

 

In meinem Studium im Master Diakonie und Sozialtheologie bin ich mittlerweile im dritten Semester.

Ich fühle mich damit sehr wohl und richtig. Die Theologische Hochschule Elstal wird viel diskutiert, weil sie manchem zu liberal ist. Ich kann sagen, dass ich als Mensch mit konservativen Werten und liberalem Umgang mit Menschen, manches Gerücht bestätigen kann und manches klar abwehren muss. Letztendlich muss man an die Hochschule einen anderen Maßstab anlegen als an eine Bibelschule. Hier wird wissenschaftliche gearbeitet. Das kann einem konservativen Menschen schon sehr säkular vorkommen. Gleichzeitig werden hier keinem liberale Werte aufgezwungen - auch wenn manche Dozenten sich ganz klar in dieser Richtung positionieren. Andere wiederum positionieren sich nicht oder anders. Ich möchte an dieser Stelle wie immer darauf hinweisen, dass jeder am Ende selbst in der Verantwortung und Rechtfertigung vor Gott steht. Ich verstehe aber auch gut, warum es Gemeinden gibt, die ihre jungen Menschen nicht hierher zum Studium schicken wollen. Doch für einen gestandenen Christen besteht hier keine Gefahr. Mit dem gesunden Menschenverstand lässt sich gut erkennen und differenzieren, was man an Ansichten annehmen kann und was man lieber ablegt. Gleichzeitig lernt man aber vor allem ein wertschätzendes Miteinander mit anders Denkenden und einen Austausch auf Augenhöhe, wenn man unterschiedliche Ansichten zu wichtigen Themen hat.

 

Ich bin dankbar für alles, was ich erleben darf, und im Sinne der Jahreslosung des kommenden Jahres 2025, prüfe ich alles und behalte das Gute.