Ich habe lange gebraucht, um Worte dafür zu finden, wie das Treffen der Hauptamtlichen des BEFG (Pastor:innen, Diakon:innen, Gemeindereferent:innen) für mich war. Und auch jetzt bin ich nicht sicher, ob ich es richtig beschreiben kann.
Ich bin ohne Erwartungen nach Willingen gefahren; mit Vorfreude wie zum Bundesrat, weil es eine Woche ohne Kinder und mit Menschen aus meinem Fachbereich sein würde - mit Menschen, deren Herz für Gemeindearbeit schlägt. Wie der Bundesrat war dieses Treffen aber nicht. Eher wir ein Klassentreffen mit Weiterbildungscharakter.
Das Veranstaltungsprogramm beinhaltete Fachvorträge, Andachtszeiten und Abendgottesdienste. Die Themen schienen interessant und vielfältig vorbereitet und es gab auch einen Bücherstand und andere Angebote, um die Konferenz herum.
Um eine große Menge von Menschen unterzubringen, braucht es natürlich viel Platz und nicht jedes Hotel bietet einen Konferenzsaal und zusätzlich ausreichend Betten. Ich hatte schon auf der Website gesehen, dass es sich um ein 4-Sterne-Hotel handeln würde und fragte mich, ob denn tatsächlich jemand mit dem Hubschrauber auf dem hoteleigenen Landeplatz ankommen würde. Mir fehlte dabei einfach die Schlichtheit und die Demut der Fastenzeit. Es kam mir dekadent vor.
Ich es genieße ein eigenes Zimmer zu haben, wenn ich auf einer solchen Veranstaltung bin, weil man bereits den ganzen Tag mit vielen Menschen unterwegs und im Gespräch ist und ich dann einen Rückzugsort zum Beten und Runterfahren brauche. Ein eigenes Bad, ein King-Size-Doppelbett und ein Balkon empfinde ich dann aber doch etwas übertrieben und hätte darauf durchaus verzichten können.
Das Essen war sehr gut und das Personal freundlich und hilfsbereit.
Falls ich am nächsten Gesamttreffen wieder teilnehmen werde, würde ich mir vermutlich eine eigene Unterkunft im Ort nehmen.
Da ich in die Vorbereitungen vor Ort eingebunden war, reiste ich einen Tag eher als die Teilnehmer an und konnte mich entspannt an die neue Umgebung gewöhnen und ankommen. Das tat gut und ich hatte innerlich Frieden und einen guten Stand. Mit der Ankunft der Teilnehmer nahm ich aber eine Art Anspannung wahr. Ich konnte sie nicht so richtig greifen, aber sie kam auch nicht aus mir heraus, sondern lag eher in der Luft. Ich war insgesamt etwas traurig und konnte nicht so richtig in der Masse andocken, sondern hatte eher den Eindruck, dass es gut war, sich bei jeder bietenden Gelegenheit zurückzuziehen und vor Gott zu kommen.
Der erste Tag verlief relativ unspektakulär, die angebotene Plenumsdiskussion war interessant und am Abend hatten wir das Treffen der Berufsgruppen. Es war schön die anderen Diakon:innen wiederzusehen, insgesamt war aber weniger Nähe als beim Treffen im kleinen Rahmen spürbar.
Am zweiten Tag gab es einen sehr guten Vortrag von Michael Bendorf und seiner Frau Christina zum Thema "Schwarzkittel trifft Weißkittel -
Heil und Heilung ganzheitlich betrachtet". Er ist Pastor und sie Ärztin, was sie humorvoll aufgriffen und das Thema Heilung aus beiden Perspektiven beleuchten konnten. Vielleicht schreibe ich dazu nochmal einen separaten Artikel. Kernerkenntnis daraus war für mich, dass der Prozess oder Vorgang von Heilung für uns als Menschen sowohl aus biologischer als auch spiritueller Sicht unverfügbar ist und allein in Gottes Hand liegt.
Danach wurden verschiedene Seminare angeboten. Ich besuchte als erstes "Große Chance - Gemeinde auf dem Land" mit Pastor Jan Scheuermann. Das war sehr inspirierend und angenehm. Als zweites war ich bei "Wenn nichts mehr heil wird..." mit Susan Jose und Matthias Heyde. Das war sehr berührend und wohltuend.
Der Tag endete mit einem Abendgottesdienst, der zwar schön, aber nicht besonders kraftgebend oder erhellend für mich war.
Das spektakulärste Ereignis des Treffens passierte am Vormittag des dritten Tages. Es sollte ein Vortrag zum Thema "Heilungsgottesdienste und
Heilungsauftrag der Gemeinde in Spannung mit Sterben, Hospiz- und Altenheimarbeit" geben, was an sich ein sehr passendes und interessantes Thema war. Irgendwie war es aber im Hintergrund der Planung zu Missverständnissen gekommen. Jutta und Reinhard Rehberg von der Vineyard Bewegung hielten jedenfalls eher eine Mahnpredigt gemischt mit Heiliger Geist-Aufrufen zur Entdeckung der Heilungskräfte Gottes. Ich persönlich konnte mir daraus einiges mitnehmen. Ich nahm aber an den Tischen in meiner Umgebung einiges an Unruhe wahr.
Da es sich bei den anwesenden Personen aber vor allem um Hauptamtliche handelte, kam dort eine geballte Ladung Fachkompetenz zusammen – und wie bei jeder starken Ladung, die aufeinander trifft, können Spannungen entstehen.
Theologisch war das, was Reinhard Rehberg von sich gab, durchaus anfechtbar und einige Kollegen hatten starke Schwierigkeiten damit. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir da etwas mehr Demut, Nachsicht und Verständnis gewünscht hätte. Bruder Rehberg ist nämlich selbst kein Theologe, sondern inspirierter Leiter einer Heilungsbewegung. Ich betete für ihn als ich spürte, dass die Spannungen stärker wurden und dankbarer Weise gab es im zweiten Teil eine Fischbowl, bei der Kritik und Fragen ausgesprochen werden konnten und die Wogen glätteten sich wieder. In den späteren Einzelgesprächen merkte man aber, wie sehr das die Leute bewegt und aufgewühlt hatte.
Ich kann dazu nur sagen, dass ich theologisch natürlich auch nicht alles weiß und deshalb gar nicht in der Lage war zu erkennen, was daran inhaltlich auch falsch war. Ich glaube, ich werde auch nie an den Punkt kommen, das zu können wie es anderen Kollegen liegt. Ich glaube aber, dass der Umgang mit den Fehlern anderer, sehr viel mehr über die Menschen aussagt, die darauf reagieren als über die Fehler der anderen. Reinhard hat viele wahre, gute Dinge gesagt, die man sich als Christ und Gemeinde zu Herzen nehmen sollte. Und letztendlich ist es an jedem zu prüfen, was man gehört hat. Zumindest das tue ich.
Die restlichen Veranstaltungen des Tages liefen dann so vor sich hin. Ich hatte einige gute Gespräche zwischendurch und wohltuende Zeiten mit Gott. Am Abend blieb ich dann aber nicht beim Gottesdienst, da ich mich darauf nicht einlassen konnte.
Am letzten Tag des Konvents durfte ich morgens die Andacht halten. Das lief sehr gut und ich bekam viele positive Rückmeldungen. Der darauf folgende Fachvortrag "Gemeinde, steh auf und geh in Gottes Zukunft - Was heißt Heilwerden in eschatologischer Perspektive und wie kann Gemeinde das aufgreifen?" von Ulrich Neuenhausen vom Forum Wiedenest war wirklich gut. Vielleicht schreibe ich auch dazu nochmal einen separaten Artikel.
Er sprach unter anderem an, was die Boomer-Generation den nachfolgenden Generationen angetan hatte, indem sie wie ein steinerner Deckel auf jungen wachsenden Pflanzen lag. Das berührte mich sehr und ich konnte es als Aufruf und Entschuldigung einer ganzen Generation hören und annehmen.
Ich war dann für die Salbungen im Abschiedsgottesdienst eingeteilt. Ein Bruder kam zu uns und bekannte sich als Boomer schuldig. Unter Tränen sprach ich ihm Vergebung und Liebe zu. Das war sehr heilsam und ich glaube, dass Gott da auch auf geistlicher Ebene eine Lücke geschlossen hat. Für mich sind solche Moment sichtbare Zeichen, dass Gott sein Reich baut. Es ist ein Reich, das geprägt ist, von Versöhnung und Frieden und Liebe. Und ich bin dankbar Teil dieser Bewegung zu sein.